„Dezember, 1–31“ (Deutschland 1999 · 97 Minuten) von Jan Peters

21.01.2022 21:00 UHR

„Dezember, 1–31“

Im Rahmen der Filmreihe „In Rücksprache – Dokumentarische Arbeiten aus Geschichte und Gegenwart“ im Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. (ein aus den Freunden der Deutschen Kinemathek e. V. hervorgegangener Verein zur Förderung des Films und der Videokunst in Berlin) läuft der Film „Dezember, 1–31“ (Deutschland 1999 · 97 Minuten) von Jan Peters.

Der Filmemacher Jan Peters hat im Dezember 1997 täglich eine dreiminütige Rolle Film belichtet. Die 31 entstandenen Rollen bilden, chronologisch montiert, den Film „Dezember, 1–31“. Der zusätzlich aufgezeichnete oder direkt in die laufende Kamera gesprochene Kommentar reißt jeweils mit dem Ende einer Rolle abrupt ab, fast wie bei einem Filmriss, 31-mal. „Dezember, 1–31“ ist ein Tagebuchfilm, dessen radikal-subjektiver Ansatz sich die Freiheit zum Assoziieren nimmt: Jan Peters’ Bilder- und Sprachlawine verknüpft biografische Anekdoten, banale Beobachtungen und philosophische Reflexionen. Peters ist Anhänger der Theorie, dass, solange er die Dinge bei ihrem Namen nennen kann, sich ihr Bezug zu seinem Leben letztendlich von selbst offenbart.

Der Bruch, über den hinweg er diesen Bezug herstellen muss, ist der Tod seines besten Freundes. Die Arbeit an „Dezember, 1–31“ ist eine selbstironische, manische, konsequente und auch komische Trauerarbeit, die mit dem Schmerz über die Unmöglichkeit der Gleichzeitigkeit des Todes und des Lebens beginnt und weitergeht, mit Versuchen, zum toten Freund Kontakt zu halten; die Suche nach Zeichen, Signalen und Botschaften in seiner alltäglichen Umwelt führt den Filmemacher u. a. auf die Dächer von Paris, zum Radioteleskop in Nançay, ins Internet, zu einer Geisterbeschwörung und schließlich in die französischen Alpen. Link: www.artechock.de

Zur Filmreihe „In Rücksprache – Dokumentarische Arbeiten aus Geschichte und Gegenwart“:
Filme dem Dialog anvertrauen, Bilder diversen Perspektiven ausliefern, Diskurse archivieren und lebendig halten – dieser emphatische Anspruch der Duisburger Filmwoche und des Arsenals fungierte als Impulsgeber dieses gemeinsamen Programms. Neuere Arbeiten, die bei den jüngsten Ausgaben des renommierten Festivals für Dokumentarfilm aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt wurden, werden an drei Abenden mit älteren Beiträgen aus der 45-jährigen Geschichte des Festivals in Bezug gesetzt. Zu sehen sind Filme, die sich Menschen, Milieus und Stimmungslagen widmen, für die nur wenige oder allzu stereotype Bilder zirkulieren: Arbeiten, die sich den Umständen aussetzen und sich ihren Protagonist*innen zuwenden. In der Korrespondenz der ausgewählten Filme verdichten sich Eindrücke autobiografischer Erkundungen und vermeintlich abseitiger oder marginalisierter Lebensentwürfe und Gefühle. Dabei formuliert jede Arbeit ihre eigene Bildsprache. Die Kombination von historischen und aktuellen Filmen stiftet unerwartete Verbindungen und lässt neue Eindrücke in dem Raum entstehen, den die zeitliche Distanz zwischen den Filmen lässt. Während die Duisburger Filmwoche jedes Jahr im November einen Ort für engagierte Debatten zwischen Filmemacher*innen und Publikum schafft, begegnen sich im Rahmen von „In Rücksprache“ die Bilder selbst in Rede und Gegenrede. Wird in Duisburg das Gespräch stets mitgeschrieben und im Protokollarchiv des Festivals protokult.de festgehalten, ist die Recherche in diesem Archiv nun Ausgangspunkt neuer, filmischer Dialoge – damit sich die Bilder gegenseitig anreichern und Wege zueinander finden können, die noch nicht kartografiert, sind.

Der Film „Dezember, 1–31“ gewann 1999 auf der Duisburger Filmwoche den 3sat-Dokumentarfilmpreis.




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