Der Begriff davon, was heute unter Illustration zu verstehen ist, hat sich in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Neben der Buch-, der Magazin- und der technischen Sachillustration rückten mit dem Aufstieg des Internets und anderer Medien neue Berufsfelder in den Blick. Als Stichworte seien Film, Web Design, Spiele Design, Animation, Character Development, Storyboard, Musikvideo und V-Jaying genannt. Formen, Stile, die Art der Produktion und Distribution: fast nichts ist mehr wie es war.
Das Medium, in dem all diese neuen Bereiche vorweggenommen sind, ist der Comic. Er hat deren Arbeitsweise und Ikonografie bestimmt und geprägt. Der Comic als erstes Mixed Medium des vergangenen Jahrhunderts stellt eine Synthese und Vorwegnahme all der Elemente dar, die unsere multimediale Gegenwart bestimmen. Typografie, Layout, Characterdevelopment, Script, Zeichnung, Stil, Schnitt, Timing, Licht und viele andere Elemente spielen eine Rolle und lassen sich fast eins zu eins auf viele andere Medien übertragenen.
Die Einbeziehung von Comics in das Studium der Illustration erscheint mir als das sinnvollste und ökonomischste Mittel, um die Studenten auf die neue multimediale Situation vorzubereiten. Der Prozess den man vielleicht als zeichnerische Selbstfindung bezeichnen könnte, ist mühsam. Das Studium der Illustration sollte den Studenten, die auf der Suche nach einem eigenen Strich, Arbeitsfeld und Thema sind, Hilfestellung geben. Die Zeit des Studiums ist der Raum, der den Studenten Gelegenheit geben sollte, ein erstes gestalterisches Repertoire zu entwickeln. Gelingt dies, kann es zum Ausgangspunkt für eine lebenslange, lustvolle Suche nach immer neuen eigenen Ausdrucksformen werden. Talent, Engagement, Interessen und Leidenschaften der jeweiligen Studenten sollten die Richtung bestimmen.
Angesichts eines weltweiten Marktes für Illustration und einer ebenso weltweiten Konkurrenz ist es heute sehr schwer, sich als Illustrator oder Illustratorin zu etablieren und davon zu leben. Nur wenigen, sehr engagierten, talentierten und kommunikationsfähigen Künstlern gelingt es, diesen Beruf dauerhaft erfolgreich auszuüben. Deswegen sollte man sich sehr gut überlegen ob der Spaß, den man beim gelegentlichen Zeichnen hat, ausreicht, um sich auf ein Spielfeld zu begeben, welches überwiegend von geradezu zwanghaft arbeitenden Menschen beherrscht wird. Passion ist aber nötig für diese im allgemeinen eher schlecht bezahlte Form des Broterwerbs.
Während bis dato an vielen Hochschulen eine Art visueller Dienstleister für den Printbereich ausgebildet wird, halte ich eine Ausbildung, die den Zeichner oder die Zeichnerin als Autoren fördert, für weit chancenreicher und interessanter. Der magische Stoff des Informationszeitalters ist "content", also Inhalt. All die vorhandenen und zukünftigen Kanäle wollen gefüllt sein und erfordern zwingend die Mitarbeit von Leuten, die Inhalte entwickeln und visualisieren können.
Vertretungsprofessur Illustration und Comic
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Künstlerische Mitarbeiterin | Illustration und Comic
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Administrativ-technischer Mitarbeiter | Illustration und Comic
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