Kunst ist eine Methode der Reflexion mittels (im weitesten Sinne) bildnerischer Ausdrucksformen, deren Eckdaten in einem gesellschaftlichen Kommunikationsprozess ständig neu verhandelt werden. Infolge dessen verwundert es nicht, dass sie im gegenwärtigen Zeitzusammenhang, wie andere gesellschaftliche Gegebenheiten auch, einerseits starker Diversifizierung ausgesetzt ist, was dazu führt, dass sich der Rahmen an Möglichkeiten extrem erweitert, aber auch eine wachsende Unübersichtlichkeit bedingt, andererseits Aspekten einer allgemein zunehmenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche unterliegt.
Auf subtile Weise beginnen merkantile Denkmuster schon früh in der künstlerischen Produktion einzusickern und ihre Möglichkeiten (Potentiale) zu limitieren. Da eine der herausragenden Eigenschaften der Kunst schon immer war, Freiräume für (Gegen-)entwürfe abseits des Mainstream zur Verfügung zu stellen, ist es Ziel der Arbeit in der Klasse, einen Schutzraum zu behaupten, in dem die je eigene Arbeit und künstlerische Entwicklung möglichst unbeeinträchtigt durch den Stress, den Markt und Wettbewerb noch früh genug erzeugen, stattfinden kann, ohne dabei die zeitgenössischen Entwicklungen aus dem (kritischen) Blick zu verlieren.
Es gibt kein Patentrezept für die Entwicklung dessen, was das Ziel eines Studiums der bildenden Kunst darstellt, nämlich einer möglichst eigenständigen, individuellen künstlerischen Haltung. Jede Persönlichkeit hat ihr eigenes Tempo, ihre Stärken, Schwächen, Bedürfnisse und Vorlieben.
Darin, herauszufinden wie die Schnittmengen der Eigenschaften sich so intensiv wie möglich in einer künstlerischen Arbeit umsetzen lassen, besteht das Abenteuer des Kunststudiums. Daher ist größtmögliche Offenheit und Experimentierfreude, sowohl in der konkreten künstlerischen Arbeit, als auch in ihrer Reflexion bei größtmöglicher Augenhöhe aller Beteiligten das Fundament der Arbeit in der Klasse. Alles andere ist Verhandlungssache.
Professur für Malerei
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