Joey Arand / Friedrich W. Block / Holger Jenss / Steffen Moddrow / Jürgen O. Olbrich & Hanna Bayer / Jörg Piringer / Lisi Rehborn / Sophia Solaris / Ricky Weber
Mit der Ausstellung „UP cycle“ im Kunsttempel soll die Diskussion darüber angeregt werden, inwieweit der gesellschaftliche Diskurs über Grenzen des Wachstums und Nachhaltigkeit Eingang in die künstlerische Arbeit findet, sowohl thematisch als auch auf die künstlerische Produktion bezogen. Werden damit der kreativen Innovation, sofern sie ein ‚Neues‘ oder ‚Voran‘ will, Grenzen gesetzt oder wird sie damit besonders herausgefordert? Wie wird das Vorgefundene transformiert und aufgewertet; woran wird das „Up“ des Cycling-Prozesses sichtbar?
Tatsächlich gab und gibt es in bildender Kunst, Musik und Literatur schon immer ein Aufgreifen und Weiterverarbeiten vorgefundener Materialien und Methoden; seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Collage, Assemblage oder Objet trouvé, als Appropriation von Texten und Bildern, auch als Parodie und Travestie usw.
Der aktuelle gesellschaftliche Kontext, in dem man sich immer stärker der eigenen Abhängigkeit von ökologischen Bedingungen – etwa mit Corona und Klimawandel – bewusst wird, verlangt allerdings eine Neubewertung dieser künstlerischen Herangehensweisen. In der Ausstellung sollen neuere künstlerische Ansätze von Materialverwertung gezeigt werden, wobei das vielfältige ‚Material‘ im weitesten Sinne sowohl außerhalb als auch innerhalb der Kunst aufgefunden wird.
Die Künstler:innen und ihre Arbeiten
Joey Arand arbeitet interdisziplinär. Die Poesie ihrer Arbeiten entsteht auf der Basis von eigener Forschung, Erfahrung und dokumentarischem Material. Luft sichtbar zu machen, hat sich die Künstlerin mit ihren TESA-Filmen für die Ausstellung im Kunsttempel zum Ziel gesetzt.
Friedrich W. Block, bekannt als ambitionierter Kurator und Künstler für Sprachkunst, beschäftigt sich in seinen „zeit-schriften“ mittels handschriftlicher Erasure Poetry mit der Zeitlichkeit von Presseinformation und Sprache.
Holger Jenss reflektiert in seinen Installationen normative Bildwelten und nimmt in einer Arbeit für die Ausstellung die eigene Wahrnehmung unter die Lupe. Erinnerungen in Form von Bewegtbildern, Fotografie, Text, Zeichnungen und Musik werden als found footage aufgegriffen und auf ihr Verständnis von Geschichte, Identität und eigenem Handeln erneut befragt.
Jürgen O. Olbrich und Hanna Bayers Arbeiten stehen in der Tradition von Fluxus, einer Kunstbewegung, zu der schon damals die Wiederverwertung und Appropriation von Materialien gehörte. Für den Kunsttempel hat das Duo aus Zeitungen „News Shoez“ gefertigt.
Jörg Piringer, Dichter, Performer und Medienkünstler aus Wien, wird sowohl Hardware und Software als auch Dichtung ‚upcyclen‘: In einem Minicomputer verarbeitet er den Bildschirm eines alten Nokia-Handys, das Programm eines Computerspiels aus den 1970ern und ein Gedicht der Konkreten Poesie aus den 1960ern.
Sophia Solaris hat sich in ihrem fünfjährigen Aufenthalt in Kanada mit Abfall- und Verpackungsmaterialien beschäftigt und sie als neues künstlerisches Material entdeckt. Bei Farben und Materialien schonend mit Ressourcen umzugehen, spielt bei ihren Installationen, Objekten und Bildern eine wesentliche Rolle.
Auch Ricky Weber arbeitet mit Verpackungsmaterialien, allerdings in völlig anderer Weise: Durch die Bearbeitung werden sie zu neuen fantastischen Objekten, die um und vor dem Kunsttempel und an anderen Orten in der Stadt auftauchen. Kleine Videos im Kunsttempel zeigen das bewegte Leben der neuen Stadtbewohner an ihren verschiedenen Standorten.
UP cycle
24.6. – 31.7.2022
Eröffnung: 23.6.2022, 19 Uhr
Einführung: Anne-Kathrin Auel MA, Kunstwissenschaftlerin
Öffnungszeiten:
Freitag bis Sonntag, 16 bis 19 Uhr
Kunsttempel Kassel
Friedrich-Ebert-Straße 177, 34119 Kassel
www.kunsttempel.net