Martha Frieda Friedel – die Crux mit dir
Martha Frieda Friedel, Marie, 2020

01.04.2021 – 22.04.2021

Martha Frieda Friedel – die Crux mit dir

Die wegen der Corona-Pandemie verschobene zweite Ausstellung des Künstler*Stipendiums Willingshausen 2020 wird jetzt endlich zu sehen sein.Die wegen der Corona-Pandemie verschobene zweite Ausstellung des Künstler*Stipendiums Willingshausen 2020 wird jetzt endlich zu sehen sein.

„Mein Herz ist tot“ steht als Graffiti auf einer Schallschutzmauer zur Bahntrasse gepinselt. Und was sagt der Kopf dazu? „der Kopf sagt OK“, wobei das „OK“ rückwärts geschrieben ist. Wie ein Fähnchen, je nach Fahrtwind also, wechselt die Antwort zwischen „KO“ und „OK“. Das war eine der ersten „Entdeckungen“, die Martha Frieda Friedel auf ihren Touren durch die Schwalm nach Willingshausen anhalten und den Fotoapparat zücken ließ. Sie sucht explizit nach etwas, das von der Norm abweicht, indem es sich in Sinn, Wirkung und Bedeutung verdrehen lässt, mehrdeutig und widersprüchlich wird.

„die Crux mit dir“, so nennt Martha Frieda Friedel ihre Ausstellung, ist in ähnlicher Weise irritierend. Wen meint sie „mit dir“, den oder das Gegenüber, der oder das auf den zweiten Blick nicht mehr eindeutig ist, oder sich selbst, die in Widersprüche gerät bei ihrer Arbeit. Sicher ist, dass sie immer ein sehr entschiedenes Bild herstellt, das aber keine Lösung ist, sondern die erwartbare Norm bricht. So ist der Bürgermeister von Willingshausen auf ihrem Bild in der Ausstellung nicht nur – nicht mehr er selbst, sondern mindestens genauso viel das zweifelnde Interesse und Hinsehen der Künstlerin. Das Bild entsteht also genau im Schnittpunkt dieser Begegnung. Damit müssen beide umgehen (können). Das ist die Crux.

Manches, was Martha Frieda Friedel findet, ist zufällig, aber einem künstlerischen Interesse unterlegen, das treffsicher ist. Besonders die Menschen, die sie darstellen will, sucht sie sich sehr genau aus. Und sie schafft es. Sie vor der Kamera genau in diesen Selbstwiderspruch zu bringen, in sich selbst und gleichzeitig die Fotografierende – die Betrachtenden anzuschauen. Das ist sehr eindrucksvoll, auch weil sie fotografisch ungeheuer präzise arbeitet. Denn erst in der spezifischen Gestaltung als Bild schauen die „Entdeckungen“ zurück, gehen über sich hinaus und werden zur Metapher.

Und so geht es in der Ausstellung von Martha Frieda Friedel mit Fotografien und Videos – wie fast allen StipendiatIinnen – natürlich um den Ort ihres Arbeitsaufenthaltes, Willingshausen – aber vielleicht auch um was anderes.

Crux ist übrigens auch ein Sternenbild: Das „Kreuz des Südens“ ist eines der kleinsten, jedoch sehr auffällig – wie Willingshausen. Martha Frieda Friedel hat es dort am Himmel gesucht, weil es hier auf dem Land weniger Lichtverschmutzung gibt als in der Stadt.

Zu der Künstlerin
Martha Frieda Friedel, geboren 1989 in Borna bei Leipzig, studierte 2011 – 2018 Fotografie und Kunst an der Kunsthochschule Kassel bei Bernhard Prinz und Florian Slotawa. 2015 verbrachte sie einen Studienaufenthalt an der Escuela de Arte y Superior de Diseño de Valencia in Spanien.

Seit 2012 nimmt sie an Ausstellungen teil, u.a. in Berlin, Kassel, Leipzig, Dresden, Hamburg, Montpellier und Valencia. Sie erhielt Preise, u.a. 2014 den Deutschen Fotojugendpreis, und Stipendien, u.a. 2016 den SHOSTA travel grant, 2017 das Stipendium für künstlerische

Abschlussarbeiten des Otto-Braun-Fonds, 2019 den Poznan Photo Diploma Award. Sie hat ihre Arbeiten bereits als Bücher herausgebracht, z.B. 2015 „Jamon Iberico“ oder als Kataloge wie z.B. 2019 „PORTRAITS“ – Hellerau Photography Award, und „éclat – Die Ernennung des Schönen“. Ihre jüngste Ausstellung war gerade im Museum of Contemporary Art Zagreb, Kroatien, zu sehen.

Martha Frieda Friedel hat zwei Kinder, sie lebt und arbeitet in Kassel.


Martha Frieda Friedel
die Crux mit dir

Kunsthalle Willingshausen
Merzhäuser Str.1, 34628 Willingshausen

Wegen der Pandemie entfällt die Eröffnung.

Die Ausstellung kann den Hygiene-Bestimmungen folgend ab Donnerstag, den 1. April 2021 zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

Ausstellungsdauer: 1. bis 22.4. 2021
An Stelle der Eröffnung findet am 22. April um 17 Uhr eine Finissage statt.




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