Nachruf – Hans Bauer

Die Kunsthochschule Kassel trauert um Hans Bauer, geboren am 7. April 1929 in Karlsruhe, der am 2. Februar 2018 im Alter von 88 Jahren verstorben ist.

Hans Bauer erhielt 1956 sein Ingenieur-Diplom im Fach Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Nach seinem Studium arbeitete er in unterschiedlichen Architekturbüros in Istanbul, Münster, Mannheim und Karlsruhe. Von 1961 bis 1964 war er als Assistent am Lehrstuhl für Grundlagen der Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe tätig. Ab 1965 lehrte er als Dozent für Gestaltlehre an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel. Von 1971 bis 1994 übernahm Bauer eine Professur im Fachbereich Kunst an der Gesamthochschule Kassel (heute Kunsthochschule) für das Lehrgebiet Gestaltlehre. Er spielte in der Entwicklung der Gesamthochschule eine wichtige Rolle. Seine Arbeiten sind Zeugnisse enormer Weitsicht und Kreativität. Er war ein großer Vordenker und setzte zum Thema Gestaltung wichtige Impulse. Auch in der Verwendung von Rechnern für künstlerische Anliegen hat er Pionierarbeit geleistet.

Gestaltung verstand Bauer als eine Form des menschlichen Verhaltens bzw. die Fähigkeit des Menschen, zu seiner Umwelt in Beziehung zu treten und sie zu verändern. Bauer gelang es in seinem Lehrgebiet die Verbindungen zur Verhaltensforschung, zur Soziologie, zur Kunst- und Kulturgeschichte herzustellen, um gestalterische Leistungen zu beurteilen und kritisch zu betrachten. Unter anderem entwickelte Hans Bauer 1987 in Zusammenarbeit mit dem documenta archiv eine „docu-box“ – ein Informationssystem für Publikumsdialog. Sein Prototyp war eine Art Telefonzelle mit Rechner, Bildschirm, Steuerhebel und -knöpfen und einem Programm mit zehn Referaten, Biografien und Werken von zehn documenta-Künstler*innen. Mit seinem Prototyp wollte der Gestalter den Nutzer*innen Informationen ohne Vorbereitungen zugänglich zu machen. Die „docu-box“ war ein voller Erfolg. Sie lief über ein Jahr lang im documenta-archiv und gab über viertausend Mal im Dialog den Besucher*innen Auskunft.

Bauer war jahrelang Mitglied der Gesellschaft für Programmierte Instruktion (GPI). Die GPI, seit 1980 Gesellschaft für Pädagogik und Information genannt, ist eine wissenschaftliche Vereinigung für Multimedia, Bildungstechnologie und Mediendidaktik und fördert pädagogisch, inhaltlich und gestalterisch herausragende digitale Bildungsmedien.

Die Kunsthochschule Kassel trauert um einen geschätzten, langjährigen ehemaligen Kollegen. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.

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Cigdem Özdemir
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