Graduiertenschule für Bewegtbild: Analoge Realitäten, Digitale Materialitäten

Seit 2020 bietet die Kunsthochschule Kassel mit der Graduiertenschule für Bewegtbild (GBB) einen postgradualen Forschungszusammenhang für Künstler*innen, Gestalter*innen und Filmemacher*innen an. Als Pilotprojekt wurde die GBB zunächst durch eine Anschubfinanzierung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt, seither ist sie beteiligt an der Ausformulierung dessen, was die dritte Phase (d.h. postgradual, nach einem MA, Diplom oder gleichwertigen künstlerischen Abschluss) an einer Kunsthochschule bedeuten kann.

Die GBB ist deutschlandweit wie auch international einzigartig – sowohl in Bezug auf ihre Studienstruktur als auch auf ihre inhaltliche Ausrichtung. Inhaltlich wegweisend ist das programmatisch umfassende Verständnis des Bewegtbildes, das hier als Feld zwischen Games, Animation, Video, Neuen Medien und Film aufgespannt wird. In der GBB kommen Filmemacher*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen zusammen, um vier Semester an einem künstlerischen/gestaltungsbasierten Forschungsprojekt zu arbeiten und in einen intensiven Austausch über Bewegtbild zu treten. Es bewerben sich Absolvent*innen von Kunsthochschulen aus dem nationalen wie auch aus dem internationalen Raum. Die erfolgreiche Teilnahme wird durch ein Zertifikat bestätigt.

Im Zentrum der Graduiertenschule steht das monatliche Kolloquium, in dem die Forschungsprojekte diskutiert, Rechercheprozesse reflektiert und die Struktur der Graduiertenschule selbst von den Teilnehmenden aktiv mitgestaltet werden. Getragen wird das Programm durch die assoziierten Lehrenden aus den Bereichen Visuelle Kommunikation und Bildende Kunst sowie den Studienwerkstätten der Kunsthochschule. Neben der interdisziplinären Begleitung durch die Lehrenden liegt ein besonderer Fokus auf dem Austausch innerhalb der Gruppe.

Die Graduiertenschule hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit lokalen Kooperationspartner*innen den öffentlichen Diskurs zum künstlerischen Bewegtbild in Kassel entschieden vorangetrieben: Es fanden Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Kasseler Kunstverein, Autohaus Autohaus e.V. und Filmprogramme im BALi Kino statt. Integraler Teil des Programms ist die GBB-Jahresausstellung in der Ausstellungshalle der Kunsthochschule, in der die Teilnehmenden ihre abgeschlossenen Projekte öffentlich präsentieren.

Mediale und filmische Arbeiten setzen umfangreiche Recherchen und Forschungen zu Material, Inhalt und gesellschaftlichen Fragestellungen voraus, bevor die Bewegtbild-Produktion beginnt. Dieser Prozess ist äquivalent zu wissenschaftlichen Arbeitsprozessen, aber er folgt anderen Logiken. Mit der GBB wird ein künstlerischer bzw. gestaltungsbasierter postgradualer Forschungszusammenhang angeboten, der explizit als Alternativstruktur zur wissenschaftlichen wie auch (künstlerisch)praxisbasierten Promotion entworfen wurde (s. tupviskom.net).

Die GBB erfüllt somit strukturell das, was auch der Wissenschaftsrat in seinem Papier „Empfehlungen zur postgradualen Qualifikationsphase an Kunst- und Musikhochschulen“ fordert, und ist erfolgreich auch in Bezug auf externe Anerkennung: Die Projekte der Teilnehmenden wurden vielfach ausgezeichnet und die Graduiertenschule für Bewegtbild selbst gewann 2022 den Ehrenpreis des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes für nachwuchsorientierte innovative Leistungen im Filmbereich.

Assoziierte Lehrende:

  • Joel Baumann (Neue Medien)
  • Martina Bramkamp, Franka Sachse, Petra Stipetić (Animation)
  • Mario de Vega (Sound)
  • Tobias Zarges (Games)
  • Bjørn Melhus, Angela Anderson (Virtuelle Realitäten)
  • Jan Peters, Anna Berger (Film und bewegtes Bild)
  • Johanna Schaffer, Miriam Schickler (Theorie und Praxis der Visuellen Kommunikation)
  • Olaf Val (Lehrkraft für besondere Aufgaben, Leitung Studienwerkstatt ::digipool)
  • Mi You (Kunst und Ökonomien)

Koordinator*innen:
Lisa Dreykluft (seit 2019)
Holger Jenss (2019–2022)

OPEN CALL
Die Bewerbung ist zu jedem Wintersemester möglich. Informationen zu den Bewerbungsvoraussetzungen finden Sie hier

Die Website screen-sharing.net fungiert als Präsentations- und Austauschplattform für die Forschungsprojekte der GBB und wird von den Teilnehmer*innen kontinuierlich bespielt und gestaltet.