Drebes & Oertel gestalteten das ruruHaus
Saskia Drebes und Nils Oertel, Produktdesign-Absolvent:innen (Kunsthochschule Kassel), konzipierten das ruruHaus in der Kasseler Innenstadt. Als Teil der documenta fifteen ist das ruruHaus ein Ort in Bewegung. Es ist ein Versammlungsort mit einem Welcome Center, einem Café und einer Arena, die die Möglichkeit für Zusammenkünfte bietet, etwa bei Symposien, Workshops oder Diskussionen. Auch der Ticketverkauf der documenta und zwei Buchläden befinden sich im ruruHaus.
Ende 2021 wurden Saskia Drebes und Nils Oertel, Betreibende des Drebes Oertel Design Studio, mit der Konzeption des ruruHauses beauftragt: „Durch den kuratorischen Ansatz von ruangrupa, verstärkt lokale Akteur:innen in die documenta fifteen einzubinden, erhielten wir die Chance, Teil der documenta zu sein. Dafür sind wir sehr dankbar“, so die Gestaltenden. Bei der Konzeption des ruruHauses lag Drebes und Oertel eine nachhaltig ausgerichtete Projektarbeit – bezogen auf den Produktionsaufwand, die Nutzungsdauer und die bestmögliche User-Experience – besonders am Herzen: „Beispielsweise ergaben sich beim Welcome Center im ruruHaus, welches ja nur für 100 Tage besteht, besondere Herausforderungen. Der Einsatz schnell nachwachsender Rohstoffe wie Pappel-Sperrholz sowie die Nachnutzung vieler Bauteile und vorhandener Elemente war uns dabei wichtig“, erklärt Drebes. So habe man sich beim Bau des Buchladens für geliehene Ziegelsteine eines lokalen Baustoffhandels entschieden: „Die Steine sind geliehen und werden nach der Nutzung zurückgenommen. Was aufgebaut wurde, wird fast restlos zurückgebaut. Übrig bleiben nur die großen Tischplatten, die später durch die documenta weitergenutzt werden“, so Oertel.
Bei ihrer Arbeit sei Kommunikation ebenso wichtig wie die Gestaltungsarbeit: „Wir probieren in unserer Arbeit, jedes Projekt in seiner Gestaltung einzeln zu betrachten, und verstehen die Projektpartner:innen als Expert:innen ihres Fachs, von denen es zu lernen gilt. Am Anfang gehören dazu intensive Gespräche, in denen nicht selten die Aufgabenstellung nochmal infrage gestellt oder angepasst wird“, betont Drebes. Außerdem sei die klassische Entwurfs- und Gestaltungsphase bei Projekten wie dem Welcome Center der kleinste Teil ihrer Arbeit: „Deshalb möchten wir die Kommunikation mit allen beteiligten Personen so gestalten, dass sie auf Augenhöhe stattfindet. Am Ende des Tages wollen wir Spaß bei der Arbeit haben, was natürlich nur in einem Kontext funktioniert, in dem alle sich wohlfühlen“, so Oertel.
Mit dem Welcome Center sei ein Raum entstanden, der unterschiedliche Akteur:innen, die sonst räumlich getrennt voneinander vertreten waren, miteinander verbindet: „Unter den Teams der einzelnen Bereiche entwickelte sich ein Gemeinschaftsgefühl. Der Gedanke eines kollektiven Miteinanders findet nicht nur im Kunstbereich, sondern hat auch im Rahmen des Entwurfs und seiner Funktionen statt“, freut sich Drebes.
Der Schwerpunkt von Drebes’ und Oertels Arbeit liegt in den Bereichen Produkt- und Interior Design, wobei sie sich bei letzterem auf die Konzeption und Entwicklung von Arbeitsumgebungen spezialisierten. Im Bereich Produktdesign entwickeln sie Produkte für diverse Unternehmen: „Wir haben zum Beispiel für den Marktführer anschlussloser Toiletten ToiToi & Dixi zu Beginn der Corona-Pandemie einen Handdesinfektionsspender entwickelt, der hauptsächlich auf Festivals zum Einsatz kommt“, sagt Drebes.
Die Abwechslung zwischen den Bereichen Produkt- und Interior Design empfinden die beiden als bereichernd: „Wir sind Generalist:innen, die mit breitem material- und verfahrenstechnischen Wissen unterstützen und andersherum sehr viel durch die spezifischen Geschäftsfelder unseres Gegenübers lernen“, fasst Oertel zusammen.
Das ruruHaus hat bis zum 25. September 2022 täglich von 9:30 bis 20:30 Uhr für Besucher:innen geöffnet. Eingang über die Obere Königsstraße sowie über die Treppenstraße. Barrierefreier Zugang vorhanden.
(Text: Çiğdem Özdemir)