ANKOMMEN
Kunsthochschulabsolventin Juan Yang regt an, die Belange der internationalen Studierenden an Hochschulen in Deutschland von Anfang an mitzudenken.
Yang, die ihr Studium 2021 an der Kunsthochschule Kassel absolvierte, geht in ihrer Publikation „Ankommen. Synergieeffekte im interkulturellen Kontaktfeld“ der Frage nach, wie interkulturelle Synergien im Hochschulkontext besser genutzt werden können: „Eine verstärkte Partizipation der internationalen Studierenden an den Hochschulen fördert die akademische und kulturelle Internationalisierung“, betont die Absolventin.
Die Zahl internationaler Studierender an deutschen Hochschulen nimmt immer weiter zu. Laut einer Umfrage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) waren im Wintersemester 2021/22 zwischen 330.000 und 350.000 Studierende aus dem Ausland an den deutschen Hochschulen eingeschrieben. Das entspricht im Vergleich zum Wintersemester 2020/21 einem Zuwachs von zwei bis acht Prozent. Doch wie gestaltet sich Internationalisierung für die beteiligten Akteur*innen? Wie werden Internationalisierungs-strategien an den Hochschulen umgesetzt und welche Hürden gilt es dabei zu nehmen? Ausgehend von diesen Fragen befragte Yang in ihrer Abschlussarbeit im Studiengang Visuelle Kommunikation chinesische Studierende: „Mit meiner Arbeit will ich aufzeigen, was kennzeichnend für das Leben und Arbeiten chinesischer Studierender an der Kunsthochschule und der Universität Kassel ist. Gleichzeitig will ich auch deutlich machen, welchen Herausforderungen chinesische Studierende im Studium und Alltag begegnen“, sagt Yang. Um dies aufzuzeigen, interviewte Yang Studierende aus China zu ihrer sozialen Situation, die an der Kunsthochschule und der Universität Kassel studieren. Daneben konzipierte sie einen Fragebogen, u.a. zu den Themenbereichen Entscheidungskriterium für die Wahl des Studiums im Ausland und Erfahrungen während des Studienaufenthalts. Yang stellt exemplarisch die Erfahrungen von zehn Studierenden aus China vor. Ihre Auswertung ergab, dass chinesische Studierende unter schlechteren Bedingungen leben und studieren als ihre deutschen Kommiliton*innen. Die Mehrheit der Befragten gab zudem an, in Deutschland schon einmal auf Ablehnung oder gezielte Benachteiligung bzw. Diskriminierung gestoßen zu sein, oder beklagt die unzureichenden sozialen Kontakte zu deutschen Studierenden. Yangs Auswertung gibt lediglich ein Stimmungsbild ab und ist nicht repräsentativ für alle internationalen Studierenden in Kassel.
Der Absolventin, die selbst aus China nach Deutschland kam, um zu studieren, war es zudem wichtig, aufzuzeigen, inwieweit die Hochschule auf die kulturspezifischen Hürden reagiert. Beispielsweise welche hochschulinternen Unterstützungsmöglichkeiten existieren, um die Anfangsschwierigkeiten internationaler Studierender besser zu bewältigen. Dazu Yang: „Einige Probleme sind strukturell angelegt und können mit geringem Aufwand behoben werden. Hierzu sollten Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Eine Intensivierung durch aktive Partizipation ausländischer Studierender würde beiden Seiten Vorteile bieten.“
(Text: Çiğdem Özdemir)
Link
Juan Yang: „Ankommen. Synergieeffekte im interkulturellen Kontaktfeld“, Kassel 2021.