Teilchen / Examen / Gezeiten
Die Kunsthochschule verabschiedet sich mit der EXAMEN 2023 von 70 Studierenden, die ihren Abschluss in der documenta-Halle feiern. Wie bei Schrödingers Katze sind die Potenziale der Absolvent:innen noch unbestimmt, alle Zukünfte gleichzeitig möglich. Das Studium in dieser Institution ist nicht als Berufsausbildung konzipiert, sondern als Raum, sich künstlerische und/oder gestalterische Fähigkeiten anzueignen und zu entwickeln. Was die Absolvent:innen mit diesen Fähigkeiten machen werden, müssen sie erst noch zeigen, doch ihre Möglichkeiten sind vielfältig.
Der Abschlussausstellung haftet etwas Ambivalentes an: So fest der jährliche Termin im städtischen Kulturkalender stehen mag, so quer liegt die Ausstellung zum Hochschulalltag. Wie Ebbe und Flut markiert die EXAMEN einen Zyklus mit ungeahnten Dimensionen. Für die Absolvent:innen bedeutet sie das symbolische Ende ihrer Ausbildung und eine Metamorphose: Sie ähnelt Teilchen in der Quantenphysik, die sich gleichzeitig wie Partikel und Wellen verhalten, deren Potenzial noch unerforscht ist.
Diese Diversität an künstlerischen und gestalterischen Praktiken, deren Ergebnisse während der EXAMEN 2023 ausgestellt werden, und auch der Charakter des Übergangs von Studierenden zu Absolvent:innen stellen die Grundsatzfrage, was Kuratieren bedeutet und was die kuratorische Methode ist. Wo Kurator:innen Regeln oder Muster suchen, zeigt sich stattdessen ein Widerstand dagegen, als homogene Masse gelesen zu werden. Diese formale und ästhetische Differenz ist Programm.
Um Differenz darum zur eigentlichen Beziehung zwischen den Exponaten zu machen, untersucht diese Ausstellung, wie unterschiedliche gestalterische und künstlerische Strategien genutzt werden, um persönliche Ziele und Ideen durchzusetzen. Die Exponate wurden in fünf Cluster gruppiert, innerhalb derer die Absolvent:innen ähnliche oder verwandte Zukunftsvisionen verfolgen: Diese Gegenüberstellung großer formaler Unterschiede soll die Diversität an Fähigkeiten und Disziplinen unterstreichen, die an der Kunsthochschule Kassel von den Studierenden entwickelt werden.
Hinter der Ausstellung steht die Überzeugung, dass Kunst und Design zu weitaus mehr fähig sind als lediglich zur Lösung ästhetischer oder praktischer Problemstellungen. Beide Disziplinen sind integrale Bestandteile sozialer, ökonomischer und ökologischer Transformation – und so ist das Studium an der Kunsthochschule eben keine Berufsausbildung, sondern es vermittelt den Studierenden die Fähigkeit, sich mit künstlerischen und gestalterischen Mitteln in unserer Gesellschaft zu positionieren.
Den Besucher:innen der Ausstellung werden somit auch die Bandbreite und die Tiefe vorgestellt, mit welcher Kunst und Design das private, soziale, ökonomische und ökologische Leben beeinflussen können. Statt einer Pädagogik darüber, was heute gute Kunst oder gutes Design sein soll, stehen die Unterschiede zwischen den Strategien, mit denen die Absolvent:innen ihre Ziele erreichen wollen, im Zentrum der Ausstellung. Sie vermittelt nicht nur Möglichkeiten, sondern auch wie künstlerische und gestalterische Praktiken der ehemaligen Studierenden bereits heute Einfluss auf den Alltag der Stadt Kassel und darüber hinaus ausüben.
Seit zehn Jahren wird die Ausstellung EXAMEN dank der großzügigen Unterstützung der Förderung der cdw Stiftung ermöglicht
Link:
Ausstellungskatalog EXAMEN 2023 (PDF-Download)
Kurator der EXAMEN 2023:
Mateo Chacón Pino
Termin:
13.–17. Dezember
Eröffnung und Förderpreisvergabe:
13. Dezember, 18 Uhr
Öffnungszeiten:
Do, Fr, Sa: 10–20 Uhr / So: 12–20 Uhr
Ort:
documenta-Halle
Du-Ry-Straße 1
34117 Kassel
14.–16.12.23, 11 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang, documenta-Halle
17.12.23, 12 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang, documenta-Halle
„Rundgang mit Impulssetzungen”
14.–17.12.23, 17 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang, documenta-Halle
„Rundgang mit Impulssetzungen“
Gemeinsames Spazieren durch die Ausstellung, begleitet von einer Absolvent:in und Studierenden der Kunsthochschule Kassel. Es findet ein Austausch über ausgewählte Arbeiten mit den jeweiligen Künstler:innen statt.
(max. 20 Personen, ohne Anmeldung)
14.12.23, 14 bis 17 Uhr, Ort: Netz-Werk, documenta-Halle
„ABSCHLUSS – UND JETZT? Prototyping für das Zentrum für Kreativwirtschaft (ZfKW)“
Öffentlicher Workshop für Uni-Absolvent:innen mit Britta Wagemann, Gründungsmitglied von RAAMWERK und Teil der Initiativgruppe ZfKW.
In einem Intensiv-Workshop wird gemeinsam eine optimale Professionalisierungsumgebung für Absolvent:innen erarbeitet, die künftig in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig sind. Es werden die räumlichen und inhaltlichen Anforderungen ermittelt und Prototypen für das Zentrum für Kreativwirtschaft (ZfKW) in Kassel entworfen und anschließend präsentiert.
Anmeldung oder Fragen an:
workshops.examen23[at]gmail.com (max. 24 Personen)
14.12.23, 18 bis 20 Uhr, Ort: documenta-Halle
Podiumsdiskussion: Inflationsausgleich
Diese Diskussionsrunde widmet sich u.a. den Auswirkungen wirtschaftlichen Drucks auf Künstler:innen, Designer:innen, Gestalter:innen sowie deren Lösungsansätzen.
Gäste: Geert Lovink, Vienne Chan
Moderation: Max Grünberg
15.12.23, 14 bis 15 Uhr, Ort: Netz-Werk, documenta-Halle
„Studiengänge mit Alumni der KHK erkunden“
Offene Q&A-Runde zur Studienwahlentscheidung/Berufsorientierung. Schüler:innen mit Interesse an Kunst, Gestaltung und Design können sich bei einer Tasse Tee an Absolvent:innen der Kunsthochschule Kassel wenden, um Fragen zum künstlerischen Studium zu stellen. Die Alumni erzählen von ihrer Vorfreude auf die erste eigene Ausstellung, ihren Begegnungen mit documenta-Künstler:innen, Spaß in Arbeitsräumen und Ateliers, dem Hadern und Zweifeln im eigenen Schaffen, von Entdeckungen in den Kellerräumen und von ihrer ewigen Liebe zu Mensa-Pommes. Ohne Anmeldung.
15.12.23, 16 bis 17 Uhr, Ort: Netz-Werk, documenta-Halle
„Prototyping Future – Entwurf eines Zentrums für Kreativwirtschaft (ZfKW)”
Was muss das ZfKW in Kassel können? Die Absolvent:innen präsentieren ihre Prototypen und eröffnen damit die Diskussion. Eingeladen sind alle Kreativschaffenden und Interessierten. Öffentliche Präsentation,Ohne Anmeldung.
16.12.23, 15 bis 17 Uhr, Ort: documenta-Halle
Podiumsdiskussion: Das menschliche Habitat
In dieser Diskussionsrunde steht die Frage im Mittelpunkt, wie Künstler:innen, Designer:innen, Gestalter:innen ihre Vorstellungen von einem idealen Lebensraum für die Menschheit umsetzen. Dabei geht es darum, wie sie dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Gesellschaft zu steigern, indem sie innovative Lebenswelten gestalten.
Gäste: Gabriela Aquije Zegarra, Leoni Fischer
Moderation: Katharina Mludek, Viktoria Heinrich
17.12.23, 16 bis 18 Uhr, Ort: Netz-Werk, documenta-Halle
„Movement research workshop – movement meets art“
Öffentlicher Workshop mit Sophie Sengle, freischaffende Tanzkünstlerin.
In diesem Workshop werden sich die Teilnehmenden auf einer körperlichen Ebene mit der Ausstellung beschäftigen und den individuellen körperlichen Bezug zu Objekten aus der Ausstellung durch Improvisation aufspüren. Der Workshop beginnt mit einem gemeinsamen Aufwärmen und der Sensibilisierung der Sinne.
Anmeldung oder Fragen an:
workshops.examen23[at]gmail.com (max. 20 Personen)