Noch bis zum 31. Mai in der Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel zu sehen.
Wie fühlt es sich an, wenn die Realität nicht mehr greifbar ist? Wenn Popmusik zu grauem Rauschen wird, Landschaften zu träumenden Wesen mutieren, und ein Avatar unser Ich besser zu kennen scheint als wir selbst? Die Ausstellung „FLUID“ in der Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel ist mehr als eine klassische Schau – sie ist ein intensives, bildgewaltiges Experimentierfeld an der Schnittstelle von Kunst, Design, Medien und Künstlicher Intelligenz.
Gezeigt werden über zwanzig Arbeiten von aufstrebenden Künstler:innen, Designer:innen und Komponist:innen, Studierenden und Lehrenden aus gleich mehreren renommierten Kunsthochschulen in Hessen: der Kunsthochschule Kassel, der Städelschule Frankfurt, der HfG Offenbach, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und Gästen aus der internationalen Kunstszene, wie dem Kollektiv Crosslucid und Michael Wallinger. Kuratiert wurde die Schau von Prof. Joel Baumann, Eleonora Dieterichs und Prof. Oliver Vogt, gemeinsam mit Kolleg:innen der beteiligten Hochschulen.
Ein Ausstellungstitel als Programm: „FLUID“ – das meint fließende Übergänge zwischen Disziplinen und Medien, zwischen physischer Skulptur und algorithmischem Sound, zwischen Popkultur und politischer Analyse. Die präsentierten Arbeiten sind nicht statisch – sie bewegen sich, sie fordern heraus, sie lassen sich hören, spielen und begehen.
Die Themen der Arbeiten sind hochaktuell: In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz nicht mehr nur Werkzeug, sondern immer mehr zur Ko-Autorin wird, entstehen hybride Realitäten, die unser Verhältnis zu Identität, Erinnerung und Wahrheit neu verhandeln. Die Ausstellung deutet ein Zeitalter an, welches als „Algocene“ – als Zeitalter des Algorithmus – bezeichnet werden kann.
Von rhythmisch flackernden Projektoren über Forschungsanordnungen bis hin zu Popstars, die aus der AI Retorte steigen…
Die Ausstellung lädt ein zu einer Reise durch spekulative Naturgeschichten (Annkathrin Kluss), algorithmisch erzeugte Popmusik – etwa das eigens zur Ausstellung veröffentlichte Album von Hypergray – sowie politisch aufgeladene Re-Enactments (Guy Ronen) und medientheoretische Analysen der digitalen Gegenwart, wie sie das Kollektiv um Michael Wallinger zeigt. In seiner Installation Iterative Body Synthesis wird sichtbar, wie algorithmische Systeme Körperbilder formen. Die Arbeit legt dabei die Mechanismen offen, die in sozialen Medien meist unsichtbar bleiben – und verwandelt die Blackbox Instagram in ein performatives Spiegelkabinett digitaler Körperpolitik.
Das mediale Spektrum der Ausstellung reicht von experimentellem Film über KI-generierte Objekte, interaktive Games und skulpturale Arbeiten bis hin zur Papierrohrorgel, die an der HfMDK Frankfurt entwickelt wurde – ein akustisches Instrument aus Kartonröhren, das digitale Präzision mit organischer Klanglichkeit verbindet. Am 31. 5. um 17h werden die Soundklasse der Kunsthochschulekassel von Prof. Mario de Vega und Kompositions-Studierende der HfMDK Frankfurt die Ergebnisse eines Workshops mit der Papierrohrorgel in einer gemeinsamen Performance präsentieren.
„Die Künstler*innen kreieren ihre Werke auf gleicher Augenhöhe mit der KI, es entsteht eine im wahrsten Sinne des Wortes post-anthropozentrische Kreativität“Merzmensch (Vladimir Alexeev), KI-Kunst, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2023, S. 63
Mehr als Ästhetik: Räume als Denkmaschinen
Für Fernsehteams und Fotoredaktionen bietet FLUID damit ein starkes Setting: Bewegte Installationen, spektakuläre Videoarbeiten, 3d-gedruckte Objekte, Bildschirme in Erdhaufen gepflanzt und immersive Soundarbeiten. Jede Arbeit spürt den Bruchstellen unserer digitalen Gegenwart nach – zwischen Entgrenzung, Verlust und kreativer Selbstermächtigung.
„FLUID“ ist das Ergebnis einer zweijährigen hochschulübergreifenden Zusammenarbeit, gefördert vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Programms „Digitale Perspektiven in der Kunst“.
„FLUID“ schafft Erfahrungsräume, in denen Besucher:innen nicht nur betrachten, sondern sich selbst verorten müssen – zwischen Bild und Spiegelbild, zwischen Algorithmus und Imagination. Die Arbeiten wirken nach, weil sie keine Eindeutigkeit behaupten, sondern ein Gefühl für die Ambivalenz unserer Zeit vermitteln: Sie erzählen von Auflösung und Neuformung, von technischen Möglichkeiten und ihren sozialen Schatten.
„FLUID“ ist bis zum 31. Mai 2025 in der Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel zu sehen.
Öffnungszeiten: Di–Do 13–19 Uhr, Sa–So 13–19 Uhr
Performance: Am 31. 5. um 17h werden die Soundklasse der Kunsthochschulekassel von Prof. Mario de Vega und Kompositions-Studierende der HfMDK Frankfurt die Ergebnisse eines Workshops mit der Papierrohrorgel präsentieren.
Ort: Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel, Menzelstraße 13–15
Eintritt frei
Führungen durch die Ausstellungen:
www.eventbrite.de
Pressekontakt:
Çiğdem Özdemir, presse[at]kunsthochschulekassel.de
Digitaler Katalog der Ausstellung:
kunsthochschulekassel.de
Weitere Informationen:
www.kunsthochschulekassel.de