Szenografie der Moderne

Die Theorie und Praxis des Kuratorischen ist ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Kai-Uwe Hemken (Kunstwissenschaft), der mit Ausstellungen, VR- und Forschungsprojekten (gefördert von: VW-Stiftung, Uni Kassel, Thyssen Stiftung, BMBF, Volksbank Kassel) und Publikationen diesem Interesse über Jahre gefolgt ist. In diesen Tagen ist der erste Band einer Trilogie zur kuratorischen Szenografie in der Moderne erschienen.

Die Szenografie tritt zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Seite des Ausstellungsdesigns, wobei Architektur, Bühne, Kunst und Wissenschaft Pate gestanden haben. Allerdings sind Emanzipationsprozesse bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts und verstärkt im 19. Jahrhundert zu beobachten. Die nachweislich universale Einsatzfähigkeit dieser Gestaltungsrichtung und die Vielfalt seiner Erscheinungsweise legt es mehr als nur nahe, eine transdisziplinäre Sichtung vorzunehmen. Denn besonders in der Moderne zeigt sich eine Transferbereitschaft, die dem Museum oder der Ausstellung eine Adaption von Gestaltungsmodi der Messe, der Gartenkunst oder des Warenhauses erlaubt.

Die nun erschienene Publikation folgt diesem Grundgedanken, indem die Auswahl von Quellentexten nicht bei der Beschreibung von kuratorischen Szenografien in Museen, Kunstsammlungen oder Pendantsystemen belassen wird, sondern sie eröffnet eine mehr kulturgeschichtliche Perspektive, die die Konkurrenzmedien wie Panorama, Passage, Warenhaus oder Messe einbezieht. Auch Reisebeschreibungen von Kulturstätten oder Urbanitäten finden Eingang in die Publikation, um das Augenmerk der Forschung auf den literarischen Aspekt der Szenografie zu lenken. Denn der Übergang von der dokumentarischen Beschreibung von realen Szenografien, die als solche auch angelegt wurden, zu jenen, die erst durch die Betrachtung zu solchen deklariert werden, und schließlich zu solchen, die als Produkt von Imaginationen und durch literarische Hervorbringungen erkennbar sind, ist fließend.

Wie bereits der Titel dieser Veröffentlichung vermuten lässt, ist diese Quellensammlung als Teil eines größeren Publikationsprojektes angelegt. Auf diese Anthologie von Primärtexten der vergangenen 200 Jahre folgt eine Bestandsaufnahme von szenografischen Positionen der Gegenwart. Den Abschluss bildet eine Publikation mit wissenschaftlichen Texten zur Szenografie verschiedenster Bereiche. Die Trilogie ist als Grundlagenwerk vorgesehen, das als Einstieg in die Thematik und als Ausgangspunkt für weitergehende interdisziplinäre Forschung des Szenografischen als ein vielgestaltiges Ausdrucksmedium genuin der Moderne dienen soll.

Link:
Szenografie der Moderne: Band 1: Quellentexte (18.-20. Jahrhundert) von Kai-Uwe Hemken (Herausgeber), 2024.