Promotionsprojekt: Die Kunstausstellung als kritische Zukunftswerkstatt? - Die Ausstellungspraxis des Kunstmuseums im Kontext der internationalen Debatten und progressiven Konzepte des Museumsdiskurses der 1960er und 70er Jahre.
In ihrem Promotionsprojekt untersucht Johanna Wurz den Museumsdiskurs der 1960er und 70er Jahre, der anhand von zeitgenössischen Publikationen der damaligen Museumskrise und den folgenden Maßnahmen für die Museumspraxis und das Ausstellungsdesign analysiert wird. Im Fokus steht der Museumstyp des Kunstmuseums, dessen Entwicklung in der Nachkriegszeit mit den jüngsten Erkenntnissen zu NS-Kontinuitäten der ersten documenta 1955 wieder in den Blick der Forschung geraten ist. Daran anknüpfend verfolgt das Promotionsprojekt jene Problemfelder, die aus der unzureichenden Modernisierung des Kunstmuseums nach dem Krieg hervorgegangen sind. Themen wie die Demokratisierung von Kultur durch Schwellenabbau, institutionelle Transparenz, Fragen der Provenienz und der verstärkte Gegenwartsbezug der Ausstellungspraxis, der von der besseren Integration zeitgenössischer Kunst bis hin zur Verhandlung gesellschaftlicher Diskurse im Museum reicht, stellen wichtige Ankerpunkte dar. Die Aufarbeitung der progressiven Lösungsansätze, die Ende der 1960er Jahre u.a. aus den Umbrüchen der 1968er Bewegung hervorgegangen sind, soll zeigen, inwiefern sich die Kunstausstellung in Theorie und Ausstellungsdesign zur kritischen Zukunftswerkstatt wandelt. Dabei werden nicht nur die in die Museumspraxis übergegangenen Maßnahmen, sondern auch die verhallten Stimmen des Diskurses in den Blick genommen. Anhand einer historischen Diskursanalyse, die die relevantesten Konfliktfelder in Bezug auf das Kunstmuseum bestimmt, und die Analyse des Ausstellungsdesigns ausgewählter Ausstellungsbeispiele soll das Promotionsprojekt eine Typologie des Kunstmuseums der 1960er und 70er Jahre hervorbringen.
VITA
Seit September 2021 Promotion bei Prof. Dr. Alexis Joachimides, Fachbereich Kunstwissenschaft, Neuere Kunstgeschichte, Universität Kassel, Kunsthochschule Kassel
2020–2021 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Kunstwissenschaft, Neuere Kunstgeschichte, Universität Kassel, Kunsthochschule Kassel
2017–2020 Masterstudium der Kunstwissenschaft an der Kunsthochschule Kassel / Universität Kassel, Titel der Masterarbeit: Der Katalog des Musée des Monuments Français als Medium der Demokratisierung kunsthistorischer Bildung?
Seit 2018 Ehrenamtliche und nebenberufliche Führungen zur Kasseler Stadtgeschichte, insbesondere zu den Themen Architekturgeschichte, Denkmalkultur im Stadtraum, postkoloniale Rezeption des chinesischen Dorfs Mulang. (siehe „KulTourAgenten e. V.“ und „EssKulTouren“ (Dr. Bettina Becker)
11/2016 Vortrag auf dem 91. Kunsthistorischen Studierenden-Kongress, Leipzig, „Vermeintlich Anders“(24.-27.11.2016): Exotismen als europäische Projektionsfläche der Aufklärung. Das ‚vermeintlich‘ chinesische Dorf Mou-lang (1781/82) in der Rolle einer inszenierten Utopie des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel.
2014–2016 Wissenschaftliche Hilfskraft im LOEWE-Schwerpunkt „Tier-Mensch-Gesellschaft“ im Fachbereich Geschichte
2011–2017 Studium der Kunstwissenschaft und Geschichte an der Universität Kassel / Kunsthochschule Kassel, Titel der Bachelorarbeit: Zwischen Fremde und Dörflichem Idyll. Das chinesische Dorf Mou-lang im Repräsentationskontext des Aufgeklärten Absolutismus Friedrichs II. von Hessen-Kassel