Mit Katharina Brenner und Lioba Wachtel.
Es war einmal eine erschöpfte Gruppe Studierender einer Kunsthochschule, die noch bis spät in die Nacht an ihren Semesterprojekten arbeiteten. Sie waren so müde von den verstaubten Machtstrukturen, den brutalen Ausschlussmechanismen und der neoliberalen Arbeitskultur ihrer Institution. Sie teilten ihr Leid miteinander und eine*r der Studierenden sprach: „Manchmal wünschte ich, wir könnten alle diese öden Strukturen auf den Kopf stellen und die Kunsthochschule zu einem Ort machen, an dem alle mitbestimmen können.“ Inmitten der dunklen Nacht traf das Strahlen des Vollmondes die Studierenden und es geschah: es legte sich eine Hexenkraft auf sie, die stärker war, als all die historisch gewachsenen unausgesprochenen und niedergeschriebenen Regeln und Gesetze dieser Hochschule. Sie brachte alles zum Wanken! Der Gruppe Studierende wurde schlagartig klar, dass sie all diese Ungerechtigkeiten, die sich in der Institution niedergeschrieben hatten, nicht akzeptieren müssen, und sie begannen aufgeregt und freudig damit, Wünsche zu formulieren: “Es werden all die normierten Sitzmöbel, die hierarchische Anordnung der Tische und die barrierereichen Zugänge verschwinden. All die verschiedenen Körper werden sich wohl, willkommen und einbezogen fühlen.” Der Klassenraum veränderte sich, und die Gruppe landete in einer komplett neuen Architektur voller zugänglicher, weicher und flexibler Strukturen, die zum Mitzubestimmen, Aushandeln, aufeinander Eingehen und füreinander Sorgen einluden. Sie schauten sich um und sahen auf einmal ganz viele Personen, die sonst noch nie die Kunsthochschule betreten hatten. Das begeisterte die Studierenden so sehr, dass sie die ganze Nacht damit verbrachten, ihre Wünsche auszusprechen…
In der institutionsübergreifenden Workshopreihe „Witchy Wishes“ laden wir Studierende ein, im Rahmen eines fiktiven Szenarios von radikal neuen Hochschulstrukturen zu träumen und Ideen in Kurzgeschichten, fiktiven Zeitungsartikeln, Listen, Gedichten und Hexensprüchen zu manifestieren. Die kollektiven Imaginationen der Teilnehmenden verschiedener Kunsthochschulen werden in einem Sammelband zusammengeführt und im Frühjahr 2025 veröffentlicht.
Zugänglichkeit:
Der Workshop wird in Deutscher Lautsprache stattfinden. Es sind keine Vorkenntnisse im Schreiben notwendig. Wir werden im Workshop mit Sound und Licht arbeiten und können dabei auf eure Bedürfnisse eingehen. Teile uns sehr gerne deine Zugangsvoraussetzungen im Vorhinein per Mail (an liobawachtel[at]aol.com) mit.
Katharina Brenner arbeitet an der Schnittstelle von Institutionskritik, Queer-Feminismus, psychischer Gesundheit und Aktivismus im Rahmen von kollektiver Lehre, kritischer Gestaltungspraxis und experimenteller Textproduktion. Sie hat Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin und der Estonian Academy of the Arts studiert und kürzlich ihr Studium an der Kunsthochschule Kassel mit der Abschlussarbeit “Praktiken widerspenstiger Lernräume” abgeschlossen. Seit 2019 ist Katharina Mitorganisatorin studentischer Seminare, unter anderem in Zusammenarbeit mit Eine Krise bekommen, In the Meantime und Klasse Klima.
Mehr Infos: katharinabrenner.xyz
Lioba Wachtel arbeitet am liebsten an Bildungsformaten in kollektiven Strukturen zu Themen wie institutionelle Heartbreaks, alternative Lernräume und dem Voneinander Lernen. Außerdem ist sie als Grafikdesignerin tätig. Lioba hat Kommunikationsdesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Estonian Academy of the Arts studiert und hat kürzlich ihr Studium mit dem Projekt “Die Institution, die Hexe, die Kollektivität und ich.” abgeschlossen. Seit 2023 ist Lioba Teil des gerade noch Namenlosen Kollektives, das aus der Zusammenarbeit von den Kollektiven Eine Krise bekommen und In the Meantime entstand.
Termin & Ort
28.11.24, 14–17 Uhr, Raum 325, Nordbau
Der Workshop richtet sich an alle Studierenden der Kunsthochschule Kassel / der Universität Kassel.