„Neues lernen, aber gleichzeitig auch Bekanntes besser einordnen!“

Die Kunsthochschule Kassel kooperiert weltweit mit zahlreichen Partnerhochschulen. Viele Studierende nutzen diese Möglichkeit, um im Rahmen eines Auslandsstudiums Erfahrungen zu sammeln, so auch der Produktdesign-Student Florian Bremer. Von April bis September 2022 studierte Bremer an der Kyoto Seika University, Japan. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut: „Ein Auslandssemester ist immer eine persönliche Bereicherung in vielerlei Hinsicht. Man lernt viele Menschen kennen und gewinnt Einblicke, wie das Studium an einer internationalen Hochschule funktioniert. So konnte ich ein Semester lang Produktdesign studieren, was dort witzigerweise zum Teil mit ‚Life-Creation‘ übersetzt wird“, erklärt Bremer.

An der Kyoto Seika University hat Bremer in dem Projekt „Beams-Japan“ mitgearbeitet, ein kollaboratives Projekt mit der japanischen Marke „Beams-Japan“, wo traditionell japanische Kulturgüter in moderne Waren übersetzt wurden. Zudem hat der Produktdesign-Student im Keramik-Seminar „Slip Moulds“ hergestellt. Bremer betont, dass die University exzellent ausgestattet und das fachliche Studienangebot sehr breit aufgestellt ist. Aber auch auf die Schwierigkeiten seines Auslandsstudiums deutet der Student hin: „Alle Kurse waren auf Japanisch, was die Kommunikation für mich wirklich sehr schwer gemacht hat. Weder meine Lehrenden noch die Mitstudierenden konnten Englisch, dies erschwerte die Verständigung immens. Und mein 10-Wochen-Intensiv-Japanischkurs im Vorfeld hat mir nicht wirklich weitergeholfen.“ Der Student konnte sich zwar mit 13 Austauschstudierenden, davon sogar vier Studierende aus Kassel, vernetzen, was seine Situation ein wenig erleichterte, aber dennoch fällt sein Rückblick auch kritisch aus: „Ich würde sagen, dass ich 50 Prozent gute und 50 Prozent schlechte Tage in Japan hatte“, so Bremer.
Trotz dieser Hürden habe sich das Auslandssemester in Japan für ihn gelohnt. Ein Land und seine Kultur lerne man erst so richtig kennen, wenn man sich eine längere Zeit auch in dem Land aufhalte. Zudem sei es ein immenser Vorteil, im Rahmen eines Auslandssemesters Neues zu lernen, aber gleichzeitig auch Bekanntes besser einzuordnen. „Ich empfinde es als persönliche Bereicherung, mal den europäischen Raum zu verlassen, um eine andere Sprache, Religion und Kultur kennenzulernen“, motiviert Bremer seine Kommiliton:innen.

Bremer hat in Japan auch als Fotograf und Editor für „JapanCraft21“ gearbeitet. In einem Online-Talk lernte er den Gründer Steve Beimel kennen und arbeitete einige Monate für Beimels Organisation: „Es war ein unfassbares Glück, weil ich durch diese Zusammenarbeit Einblicke in traditionelle Werkstätten gewann, die ich sonst nie erhalten hätte“, so Bremer.

Seine Erfahrungen in Japan fasst der Student so zusammen: „Es war phänomenal, anstrengend, intensiv, aber absolut lohnend. Das Studium, die Natur und die Kultur. Ich glaube, meine Worte werden dem nicht gerecht, wie ich es wirklich erlebt und wahrgenommen habe. Natürlich gab es auch viele Schattenseiten, z.B. die politische Situation oder das Fehlen von Pragmatismus. Es war sehr anders als in Kassel und das ist auch gut so, denn das zeigte mir die kulturelle Vielfalt.“

Florian Bremer studiert im 11. Semester Produktdesign an der Kunsthochschule Kassel und möchte im Mai 2023 sein Diplomstudium abschließen. Zu der Frage, was genau er studiert, antwortet er: „Auf dem Papier ist mein Schwerpunkt Industriedesign, aber ich würde sagen, dass ich Entwurf studiere, und zwar mit der ganzen fachlichen Bandbreite, die dieser Begriff beinhaltet.“

Bremer berichtet über sein Auslandssemester am 10. Januar 2023 um 18 Uhr. Die Veranstaltung findet im Seminarraum 0223 (Atrium, Kunsthochschule Kassel) statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

(Text: Çiğdem Özdemir)